Glück und Entfremdung
Autor Jürgen Drews
»Der Traum ist ausgeträumt, nicht wahr? Das Leben hat Sie eingeholt. Das geht vielen so. Die Erfüllung so vieler Träume, das kann keine Wirklichkeit hergeben. Nicht einmal die amerikanische.« Emanuel Littlefield (Glücksspieler und Wahrsager)Nach einem aufregenden Jahr als Austauschschüler in Princeton, N. J., empfindet Vonderau sein Leben im Berlin der frühen fünfziger Jahre als eng und armselig. Auf Drängen seiner ehemaligen Gastfamilie, die ihn fördert, weil sie in »Henry« den geeigneten Partner für die junge Tochter Victoria sieht, kehrt er in die USA zurück, studiert dort Biologie und Medizin, entzieht sich der fürsorglichen
Belagerung durch seine Gastfamilie, heiratet ein Mädchen seiner eigenen Wahl und erlebt eine glanzvolle akademische Karriere, die ihn bis in das Medizinische Dekanat einer der großen Universitäten des amerikanischen Ostens führt. Sein sozialer und beruflicher Aufstieg wird durch die während der Jahre des Kalten Krieges herrschende politische Großwetterlage begünstigt.
Mit der Eintrübung dieser Wetterlage, besonders spürbar zur Zeit der deutschen Wiedervereinigung und der Irakkriege, sinkt sein Glücksstern. Plötzlich werden Ereignisse aus seinem früheren Leben und aus dem Leben seiner Eltern ans Licht gezerrt und öffentlich gemacht. Die gesellschaftlichen Verwerfungen in den USA zwingen ihn zu einem schrittweisen Rückzug aus der Universität. Er gründet ›Oblivion‹, eine Firma, die neuartige Medikamente entwickelt, die das selektive Vergessen belastender Gedächtnisinhalte ermöglichen. 2002 kommt Vonderau nach Frankfurt am Main, um dort sein Buch »Über das selektive Vergessen« zu Ende zu schreiben. Aus dem zunächst nur für ein Jahr geplanten Aufenthalt werden sechs Jahre, nur kurz unterbrochen durch eine Reise in die USA, die ihm zum Verhängnis wird und seinen amerikanischen Traum auf verstörende Weise zunichtemacht.
JÜRGEN DREWS, 1933 in Berlin geboren, studierte Medizin, habilitierte sich und wurde Professor für Innere Medizin in Heidelberg und Molekulare Genetik in New Jersey, USA. 2004 erhielt er den Beckmann-Preis der American Laboratory Association für bedeutende Beiträge zur Arzneimittelforschung. Drews veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Artikel und ist Autor und Herausgeber vieler Fachbücher. Daneben publizierte er neben Erzählungen und Gedichten zahlreiche Romane.